Bestimmung

Bestimmung von in Deutschland lebenden Reptilien



Reptilienkurs mit Schlingnatter © Ina Blanke

Mit einiger Erfahrung lassen sich die heimischen Reptilienarten an Merkmalen wie Färbung und Zeichnung sowie dem allgemeinem Erscheinungsbild (Größe, Proportionen) erkennen.

Kommen nahe verwandte (Zaun- und Smaragdeidechse) oder ähnlich aussehende Arten in derselben Region vor, bei Farbvarianten oder Häutungsresten ist man allerdings auf die "harten" Artmerkmale wie Beschuppung und Beschilderung angewiesen.
Der folgende Bestimmungsschlüssel enthält daher sowohl Angaben zur Färbung und Beschuppung als auch Hinweise auf beschränkte Verbreitungsgebiete.
Dabei stehen jeweils zwei Varianten von Merkmalen oder ihren Kombinationen zur Auswahl (x und x`). Hat man sich für eine Antwort entschieden, wird entweder (....y) auf die nächste Fragengruppe verwiesen oder gleich des Rätsels Lösung verraten.


Bestimmungsübungen unter Freilandbedingungen sind hier zu finden


Bilder und Zeichnungen machen den SUPERTOLLEN Bestimmungsschlüssel von ravon.nl gut verständlich


Und hier gibt es den Reptile Identification Guide von ARG UK


ACHTUNG:
Im Gelände trifft man jedoch nicht nur auf heimische Reptilienarten, daher gibt es hier jetzt auch eine Seite zu
Exoten in Niedersachsen. Sie stellt auch die verschiedenen Naturräume (z. B. Küste und Marsch und und Weser- und Leinebergland) vor. 


Schon jetzt übersteigt die Artenzahl der im Freiland entdeckten Exoten die der heimischen Arten.  Für sie Bestimmungsschlüssel anzubieten ist daher unmöglich. Sie erkennt man in der Regel daran, dass sie irgendwie oder deutlich anders als die heimischen Arten aussehen. Deren Zahl ist überschaubar und die Arten mit einiger Übung oft gut zu erkennen.


Üben kann man das auch in meinen Kursen ;-)


Bestimmungsschlüssel

 

1  Rumpf in einen knöchernen Panzer eingeschlossen
Schildkröten

 

  • Fremdländische Arten (am häufigsten derzeit: Gelbwangen-Schmuckschildkröte) s. a. meine Seite zu Exoten in Niedersachsen
  • Rückenpanzer dunkel mit hellen Strichen und Punkten, Bauchpanzer grau mit schwarzen Flecken.
    Bis 25  cm lang. Europ. Sumpfschildkröte =
    Emys orbicularis

 

1´ Körper ohne Knochenpanzer ....2

2 Augenlider unbeweglich, da zu durchsichtiger Brille verwachsen (Augen erscheinen vor der Häutung trübe), nur eine Längsreihe von Bauchschildern (s. Abb. unten links)
 
Schlangen
....3
 
2' Augenlider beweglich, mehrere Längsreihen von Bauchschuppen (s. Abb. unten rechts)
 
Echsen ....8


Bauchschilder: Schlange                 Bauchschuppen: Eidechse   Fotos: Ina Blanke.

 3 Pupille rund (ungiftig), Oberseite des Kopfes mit großen Schildern bedeckt (Abb. s. u.), lang gestreckte schlanke Tiere.
Nattern ....4
 
3' Pupille schlitzförmig (giftig), Kopfoberseite mit zahlreichen kleineren Schildern bedeckt (Abb. s. u.), Körper eher gedrungen.
Vipern ....7


Kopfschilder von Ringelnatter und Würfelnatter. Aus DÜRIGEN 1897.

4 Schuppen glatt ....5

4' Schuppen gekielt
....6

Glatte und gekielte Schuppen.
Jeweils am Tier und als Häutung. Fotos: Ina Blanke.



5 Schwarzbrauner Fleck auf Hinterkopf und Nacken
· 
Schlingnatter = Glattnatter = Coronella austriaca

5' An den Kopfseiten zwei blassgelbe, unscharfe Flecken. Lokal in Süddeutschland.
·   Äskulapnatter =
Zamenis longissimus

6 Zwei gelbe (selten weiße) Halbmonde beiderseits des Hinterkopfes, Schild vor dem Auge ungeteilt
· 
Ringelnatter = Natrix natrix oder Barren-Ringelnatter = Natrix helvetica


Natrix natrix
In der Seitenansicht drei große Fleckenam Nacken (schwarz-gelb-schwarz)

Körperflanken sind nicht oder kaum gezeichnet


Natrix helvetica

In der Seitenansicht nur zwei Flecken am Kopf (vorne +/- hell, dann schwarz),

oft deutlich gezeichnete Körperflanken (dunkle Barren)
 

6' Dunkle Würfelzeichnung auf dem Rücken, kein Gelb am Kopf, Voraugenschild geteilt.

Lokal an Nahe, Lahn und Mosel sowie Wiederansiedlung an der Elbe bei Meißen
·   
Würfelnatter = Natrix tessellata

7 Schnauzenspitze nach oben aufgewölbt. Nur im Schwarzwald.
·  Aspisviper =
Vipera aspis

7' Schnauzenspitze nicht aufgewölbt, fast immer mit durchgehendem Zickzackband auf dem Rücken.
·
Kreuzotter = Vipera berus



 
Bewegliche Augenlider und mehrere Längsreihen von Bauchschuppen =
Echsen


8 Gliedmaßen vorhanden ....9

8' Keine Gliedmaßen, lang gestreckter Körper, bewegliche Augenlider, Bauch mit mehreren Schuppenreihen, Körper oft metallisch glänzend
·
Westliche Blindschleiche = Anguis fragilis


9 Kopf und Körper deutlich abgeflacht, der Hinterrand der deutlich vergrößerten Schuppen im Halsbereich (Halsband) glatt. Nur in Süddeutschland ....10
 




9' Hinterrand des Halsbandes gesägt oder gezähnt, Kopf und Körper rundlicher ....11



Glattes Halsband (oben) der Mauereidechse und gezähntes Halsband der Smaragdeidechse
(aus DÜRIGEN 1897).


10 Das Stirn-Nasen-Zwischenschild (Frontonasale) grenzt nicht an das Schnauzenschild (Rostale) an, Außenrand des Scheitelschildes (Parietale) ohne Einbuchtungen, alle Oberschläfenschilder (Supratemporalia) etwa gleich groß. Heimisch vor allem Südwestdeutschland, gebietsfremde Vorkommen mit steigender Tendenz in vielen Gebieten, auch im Norden und Osten Deutschlands.
· Mauereidechse = Podarcis muralis

 
10' Fremdländische Arten (oder Fehler weiter oben)

Kopfschilder von Eidechsen. Zeichnung aus DÜRIGEN 1897. Foto und Bearbeitung: Ina Blanke.

11 8-16 Schuppenreihen auf der Rückenmitte sind deutlich schmaler als die sich seitlich anschließenden. Schildchen hinter dem Nasenloch sind meist in Form eines kleinen Dreiecks aus 1 + 2 Schildchen angeordnet. I. d. R. drei +/- aufgelöste Reihen weißer Zeichnungselemente auf dem Rücken, diese sind meist von dunkelbraunen Flecken eingefasst.
·
Zauneidechse= Lacerta agilis

11' Kein breites Band schmaler Schuppen längs der Rückenmitte ....12

12 Nur ein Schildchen hinter dem Nasenloch, Oberseite bräunlich. Kleinste einheimische Eidechse.
·
Waldeidechse = Zootoca vivipara

12' Große Eidechsen, Rücken ohne dunkle Längsbänder. Morphologisch sicher nur an der Kehlfärbung der Jungtiere zu unterscheiden, sonst anhand der Herkunft zu unterscheiden ....13
 
13 Nur in Ostbrandenburg und im Raum Passau natürlich vorkommend:
· Smaragdeidechse =
Lacerta viridis
 
13' Nur in Südwestdeutschland natürlich vorkommend:
· Westliche Smaragdeidechse =
Lacerta bilineata

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Verwendete und weiterführende Literatur:

ARNOLD, E. N. (2004): Field Guide to the Reptiles and Amphibians of Britain and Europe. - London (Collins).

DÜRIGEN, B. (1897): Deutschlands Amphibien und Reptilien. - Magdeburg (Creutz). – Online unter http://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:gbv:9-g-3066149

ENGELMANN, W.-E., J. FRITZSCHE, R. GÜNTHER & F. J. OBST (1986): Lurche und Kriechtiere Europas. -  
Stuttgart (Enke).

GÜNTHER, R. (Hrsg.) (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Jena (Gustav Fischer).

SPEYBROECK, J., W. BEUKEMA, B. BOK, J. VAN DER VOORT  (2016): Field Guide to the Amphibians & Reptiles of Britain and Europe. - London (Bloomsbury).
 
Weitere Literatur
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