Ringelnatter

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Die Ringelnattern
(
Natrix natrix und

Natrix helvetica)
 

Portrait einer Ringelnatter © Ian Bradley

Name:

Die beiden gelben Halbmonde im Nacken von Ringelnattern wirken wie ein unvollständiger Halsring. Möglichweise beschreibt der Name "Ringelnatter" die Fähigkeit der Tiere, sich stark einzuringeln. „Ringelnatter“ ist allgemein gebräuchlich, alte Bezeichnungen wie Schwimm-, Wassernatter oder Hausschlange werden kaum noch verwendet. Diese veralteten Namen beschreiben typische Fundorte der Schlange. Die Ableitung des lateinischen Namens
Natrix lautet die Schwimmerin.


Seit genetischen Analysen von KINDLER et al. (2017) wird die zuvor als Unterart der Ringelnatter (Natrix natrix) geltende Barren-Ringelnatter als eigene Art angesehen ( Natrix helvetica ). Diese kommt im Westen Deutschlands, insbesondere im Rheingebiet vor.

Die in Deutschland weit verbreitete Nominatform Natrix natrix wird seither auch Nördliche Ringelnatter genannt.








Sehr dunkle, fast schwarze Ringelnattern kommen  z. B. im
Weser-Aller-Flachland regelmäßig vor.

Foto: Ina Blanke

Sehr dunkle, fast schwarze Ringelnatter © Ina Blanke

Kennzeichen:

Die beiden gelben (manchmal orangen), halbmondförmigen Flecken am Hinterkopf machen Ringelnattern in Verbindung mit den nur kleinen Flanken- und Rückenflecken praktisch unverwechselbar. (Äskulapnattern haben auch gelbe Nackenflecken, sind insgesamt aber viel stärker gefleckt und haben zudem glatte Schuppen.)

Schwärzlinge können anhand der runden Pupillen, großen Kopfschilder und der gekielten Schuppen und dem ungeteilten Schild vor dem Auge erkannt werden. Die meisten Ringelnattern werden nicht länger als 1 m, auch wenn Maximallängen von etwa 1,5 m bekannt wurden. So oder so ist die Ringelnatter eine sehr langgestreckte Schlange.


Die Grundfarbe von Natrix natrix ist üblicherweise grau, als Zeichnungselemente können an den Flanken schwarze Punkte auftreten. Die Barren-Ringelnatter ( Natrix helvetica ) zeigt  quer stehende Linien (=Barren) an den Flanken und zuweilen auch auf dem Rücken.


Wesentlich für die Unterscheidung der beiden Arten sind auch die Fleckung des Nackens.  Gut haben das die  schweizer Kollegen von der karch: Zwei-Ringelnatterarten beschrieben.

Die beiden Ringelnatter können im Gelände oft - also nicht immer - unterschieden werden.



Große Kopfschilder und gekielte Schuppen: Häutungsrest einer Ringelnatter © Ina Blanke




Häutungsrest der Ringelnatter.
Arttypisch sind die großen Kopfschilder in Verbindung mit den gekielten Schuppen.
Foto: Ina Blanke


Verbreitung:

Mit Ausnahme von Irland und dem nördlichen Skandinavien sind Ringelnattern ( Natrix natrix und Natrix helvetica ) in ganz Europa zu finden. Auch Südsibirien, der Mittlere Osten und Teile von Nordwest-Afrika werden von Ringelnattern bewohnt. In Deutschland fehlen Ringelnattern nur in den Alpen oberhalb von circa 1.300 m, den Hochlagen der Mittelgebirge sowie in ausgeräumten Agrarlandschaften


Barren-Ringelnattern ( Natrix helvetica ) sind im westlichen Europa zu finden, Natrix natrix hat ein wesentlich größeres Areal. Die beiden Arten treffen in zwei Kontaktzonen auf einander: Eine liegt v. a. im Rheinland, die andere reicht von Mitteldeutschland bis zum Südbalkan  (Karte zur genetischen Differenzierung in Zentraleuropa, https://www.nature.com/articles/s41598-017-07847-9/figures/1 ).

Im nordwestlichen Deutschland reicht das Areal der Barren-Ringelnatter von der Emsregionbis an die Weser bei Höxter (https://vertebrate-zoology.arphahub.com/article/87426/).


Lebensräume :

Die Ringelnatter besiedelt ein weites Spektrum offener bis halboffener Lebensräume, in denen Gewässer unterschiedlichster Art zu finden sind. So werden feuchte Biotope entlang von Flüssen und Bächen, ausgedehnte Grabensysteme und extensive Teichanlagen besiedelt. Auch Kiesgruben und Steinbrüche werden von Ringelnattern bewohnt. Die Tiere sind oftmals weit entfernt von Gewässern anzutreffen; als „Landlebensraum“ dienen unter anderem feuchte Wiesen, Wälder und Waldränder. Eine hohe Bedeutung haben Säume und Raine sowie Gebüsche und Hecken.
In nicht zu großer Entfernung der Gewässer sind Eiablageplätze und trockene Winterquartiere von Nöten. Als Sonnenplatz dienen beispielsweise alte Schilfhaufen oder Totholz. Sowohl Sonnen- als auch Paarungsplätze besitzen in unmittelbarer Nachbarschaft Flucht- und Deckungsmöglichkeiten (z. B. durch Gebüsche).





Typischer Ringelnatter-Lebensraum in der Kulturlandschaft: Jagdgebiete (Amphibiengewässer und Grünland), durch Vegetation und liegendes Holz gebildete Kleinstrukturen als Versteck und Sonnenplatz, Misthaufen für die Eiablage.
Foto: Ina Blanke

Teich, Grünland, Misthaufen und Gehölze  © Ina Blanke

Lebensweise:

Zwischen Februar und April verlassen die meisten Ringelnattern ihre Winterquartiere. Im Mai findet dann die meisten Paarungen statt, diese erfolgen typischerweise in besonderen Bereichen, die die paarungsbereiten Tiere einer Population gezielt aufsuchen (Paarungsplätze).

Auch wenn teilweise zahlreiche Männchen gleichzeitig dasselbe Weibchen umwerben, kommen Beißereien zwischen den Rivalen nicht vor.  Einige Zeit nach den Paarungen werden die trächtigen Weibchen zunehmend behäbiger und verbringen viel Zeit beim Sonnen. Zur Eiablage müssen sie dann teilweise über weite Strecken wandern, um geeignete Eiablageplätze aufzusuchen. Besonders günstig ist es, wenn diese durch Verrottung organischer Materialen eine gewisse Eigenwärme produzieren, wie das beispielsweise in Mist- oder Komposthaufen, Schilf- oder Binsenhaufen und in vermodernden Baumstümpfen der Fall ist.


Hier gibt es Tipps für die Anlage von Eiablageplätzen.

Moderne Ringelnattern nutzen auch Fernwärmeleitungen zur Eiablage. Zur Eiablage suchen die Weibchen bevorzugt Stellen auf, an denen bereits Eier abgelegt wurden oder an denen sie einst selbst zur Welt gekommen sind.



Eier in Kompost  http://commons.wikimedia.org/wiki/ File%3ANatrix_0697.JPG




Ringelnatter-Gelege in Kompost.
Foto: Georg Wilhelm
http://commons.wikimedia.org/wiki/ File%3ANatrix_0697.JPG


Da geeignete Eiablageplätze oftmals von zahlreichen Weibchen genutzt werden, sind hier mitunter Tausende von Eiern zu finden. Einzelne Weibchen legen dabei meist 10-30 Eier ab.
Sehr frühe Eiablagen können bereits Anfang Juni erfolgen, die meisten Eier werden jedoch im Juli oder August abgelegt.
Die ersten Jungschlangen schlüpfen im Juli, die letzten meist Ende September. Möglicherweise kommt es gelegentlich zu einer Überwinterung der Eier und einem erfolgreichen Schlupf im folgenden Jahr. Die Mehrzahl der Ringelnattern zieht sich im September oder Oktober in ihre Winterquartiere zurück.

Ringelnattern ernähren sich vor allem von Fröschen, Kröten und Molchen; auch (Klein-) Fische, Mäuse und Eidechsen werden gefressen.
Ringelnattern sind sehr scheu und fliehen bei der geringsten Störung. Gelingt ihnen dies nicht, zischen sie laut und stoßen mit dem Kopf in Richtung des Angreifers. Werden Ringelnattern ergriffen, verspritzen sie durch Bewegungen des Hinterkörpers eine ekelhaft stinkende Flüssigkeit aus ihren Analdrüsen und versuchen teilweise, sich durch (harmlose) Bisse zu wehren. Nützt das alles nichts, stellen sich Ringelnatter oft tot, indem sie den Körper erschlaffen lassen und teilweise den Bauch nach oben drehen, die Pupillen verdrehen und aus dem geöffneten Maul die Zunge heraushängen lassen. Dieses Verhalten wird als "Akinese" bezeichnet.

 


Gefährdung :

Als Jäger von Amphibien sind Ringelnattern sehr stark an feuchte Lebensräume gebunden. Daher werden durch Entwässerungen von Feuchtgebieten, Regulierungen der Läufe von Fließgewässern, Intensivierungen der Teichwirtschaft und Umbruch von Grünland Lebensräume der Ringelnatter vernichtet. Zahlreiche Ringelnattern werden bei Wanderungen zwischen ihren verschiedenen Teillebensräumen zu Opfern des Straßenverkehrs. Gravierende Auswirkungen hat die Zerstörung von Eiablageplätzen (z. B. durch Gewässerregulierungen oder „Aufräumarbeiten“). Besonders an größeren Seen führt der Massentourismus zu Störungen und damit zur Verschlechterung der Lebensräume.


Suchbild: Lebensraum mit Ringelnatter © Ina Blanke
Lebensraum mit Ringelnatter. Foto: Ina Blanke

Mehr aus dem Leben der Ringelnatter: Scheue Froschjägerin:  https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilie/reptilien/04985.html von Ina Blanke.

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Verwendete und weiterführende Literatur :

BLANKE, I., A. BORGULA & T. BRANDT (2008): Verbreitung, Ökologie und Schutz der Ringelnatter (
Natrix natrix LINNAEUS 1758). - Mertensiella 17, Rheinbach (DGHT in Zusammenarbeit mit der karch).

ECKSTEIN, H.-P. (1993): Untersuchungen zur Ökologie der Ringelnatter (
Natrix natrix LINNAEUS 1758). - Jahrbuch für Feldherpetologie, Beiheft 4.


FRITZ, U.,  L. L. Grismer &  M. Asztalos (2023): Hybrid zones of Natrix helvetica and N. natrix: Phenotype
data from iNaturalist and genetics reveal concordant clines and the value of species-diagnostic morphological
traits. - Vertebrate Zoology 73, 2023, 383–395. DOI 10.3897/vz.73.e103319

GÜNTHER, R. & W. VOELKL (1996): Ringelnatter –
Natrix natrix -. In: GÜNTHER, R. (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. - Jena (Gustav Fischer): 666-684.

KABISCH, K. (1978): Die Ringelnatter. – Wittenberg (Ziemsen).

KINDLER, C., M. CHÈVRE, S. URSENBACHER, W. BÖHME, A. HILLE, D. JABLONSKI, M. VAMBERGER & U. FRITZ (2017): Hybridization patterns in two contact zones of grass snakes reveal a new Central European snake species. Scientific Reports 7. DOI:10.1038/s41598-017-07847-9

MERTENS, D. (1992): Ökoethologisch-radiotelemetrische Untersuchungen an einer Population der Ringelnatter (
Natrix natrix L.) - unter besonderer Berücksichtigung von Populationsstruktur, Aktivität, Ressourcenausnutzung und Thermoregulation. - Dissertation Philipps-Universität Marburg/Lahn.

MERTENS, D. (1994): Some aspects of thermoregulation and activity in free-ranging grass snakes (
Natrix natrix L.). - Amphibia-Reptilia 15: 322-326.

Tagungsbeiträge der internationalen Fachtagung am 19. und 20. November 2005 in Neustadt am Rübenberge zur „Verbreitung, Ökologie und Schutz der Ringelnatter (
Natrix natrix )“.

Weitere Literatur

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