Schutz heimischer Mauereidechsen:
Bei der Mauereidechse kommt es darauf an, ob es sich um heimische (autochthone) oder gebietsfremde (allochthone) Linien handelt. Heimische Mauereidechsen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sind streng geschützt.
Wie bei anderen Arten beinhaltet der Schutz der Mauereidechse die Sicherung ihrer Lebensräume. Von diesen stellen versteckreiche Mauern einen wesentlichen Bestandteil. Bei Sanierungen ist es wichtig, abschnittsweise vorzugehen, so dass jeweils Rückzugsgebiete für möglichst viele Tiere erhalten bleiben. Sowohl beim Verfugen als auch beim Bau von Mauern sollte auf das Vorhandensein tiefer Spalten in möglichst großer Anzahl geachtet werden. Anstelle von Betonmauern sollten Drahtschotter-Gabionen errichtet werden, die deutlich preiswerter als (die nahezu unbezahlbaren) Trockenmauern sind.
Brachliegende Rebfluren, Steinbrüche und andere Sekundärstandorte können durch Pflegemaßnahmen (Entbuschung) als Mauereidechsen-Lebensraum erhalten werden. Diese Empfehlungen beziehen sich auf Lebensräume der heimischen= autochtonen Mauereidechsen. Wo dies noch möglich ist, sollten ihre Bestände - und ihre genetische Einzigartigkeit - vor gebietsfremden Mauereidechsen geschützt werden:
Gebietsfremde Mauereidechsen fallen dagegen nicht unter den besonderen Artenschutz. Darauf weisen (auch unter Verweis auf klare Vorgaben der EU) einige Bundesländer ausdrücklich hin. In Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz wird dazu aufgerufen, die gebietsfremden Vertreter dort, wo das noch möglich ist, einzudämmen.
Diese Eindämmung dient nicht zuletzt dem Schutz heimischer Echsen (heimische Mauereidechsen und ihr einzigartiger Genpool) sowie die anderen heimischen Echsenarten. So sind durch das oft massenhafte Auftreten und der langen Aktivitätsperiode der gebietsfremden Mauereidechsen zumindest lokal deutliche Effekte auf Insekten zu erwarten.
Heimische Eidechsen werden teilweise in weniger als 10 Jahren durch gebietsfremde Mauereidechsen verdrängt; Lebensräume der Zauneidechsen werden dabei z. T. regelrecht überschwemmt.
Zu Beginn der Ansiedlung sind die Vorkommen der Mauereidechse i. d. R. klein, durch exponentielles Wachstum riesige Bestände aus mehreren Tausend Individuen entwickeln. Eine Kontrolle sollte daher möglichst frühzeitig erfolgen (BLANKE & SCHULTE 2022).
Verwendete und weiterführende Literatur
BLANKE, I. & S. LORENZ (2019): Mauereidechsen in Niedersachsen - streng geschützte oder invasive Art? – Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 38 (4): 229-234, auch unter
https://www.nlwkn.niedersachsen.de/download/157086
BLANKE, I. & U: SCHULTE (2022): Gebietsfremde Mauereidechsen in Deutschland. Ausbreitung, rechtlicher Rahmen und Empfehlungen zum Umgang. – Naturschutz und Landschaftsplanung 54: 14-21, auch unter https://www.nul-online.de/themen/artenschutz-und-biotopverbund/article-7045950-201984/gebietsfremde-mauereidechsen-in-deutschland-.html
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